SWR2 - Jazzprogramm April 2018
08.03.2018 17:49 von jazz (Kommentare: 0)
SWR 2 Jazzprogramm
April 2018
Dienstag, 3. April, 21.03 – 22.00 Uhr
SWR2 Jazz Session: 150 Jahre Jazz
Aki Takase und Alexander von Schlippenbach im ZKM Karlsruhe
Am Mikrofon: Julia Neupert
Sie: die stilistisch vielseitige Avantgardistin, die eigensinnig mit Traditionen spielende Virtuosin. Er: der Free Jazzer mit Faible für sinnliche Abstraktion. Kennengelernt haben sich Aki Takase und Alexander von Schlippenbach Mitte der 1980er Jahre in Berlin und teilten sich bald einen gemeinsamen Piano-Haushalt. Ab und an gehen sie sogar als Klavierduo auf Tour; so geschehen auch Anfang dieses Jahres. Ende Januar machten sie in Karlsruhe Station – einen Tag vor Aki Takases 70. Geburtstag. Addiert mit dem bald anstehenden 80. Jubiläum von Alexander von Schlippenbach macht das „150 Jahre Jazz“: So war das Programm ironisch übertitelt, in dem die beiden sowohl solistisch als auch vierhändig zu hören waren.
Donnerstag, 5. April, 23.03 – 24.00 Uhr
NOWJazz: Herr der Wimmelbilder
Der britische Pianist Elliot Galvin
Von Michael Rüsenberg
Kein Porträt über ihn, das ohne das Zitat aus der britischen Tageszeitung „The Guardian“ auskommt, Elliot Galvin erinnere „an den jungen Django Bates“. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, zeigt der 27-Jährige doch eine ähnliche Verspieltheit, eine obsessive Arbeit am Detail, eine große Lust, Erwartungen zu unterlaufen. Den Einfluss von Django Bates bestätigt er selbst, noch mehr aber habe ihn sein Lehrer Liam Noble geprägt, sagt der Pianist. Nach dem Jazz-Studium am Trinity College in London hängte Garvin noch den Master in Komposition an. Im vergangenen Jahr hat er, wie Django Bates vor zehn Jahren, für die London Sinfonietta komponiert: ein Stück für den Solotrompeter des renommierten Kammerorchesters – unter Beteiligung von Fahrradhupen. „Ich will herausfinden, was passiert, wenn man disparate Elemente zusammenfügt. Etwas Neues schaffen, heißt für mich häufig, alte Dinge auf neue Weise zu kombinieren“.
Freitag, 6. April, 23.03 – 24.00 Uhr
NOWJazz: Wilde Noblesse
Zum 80. Geburtstag des Pianisten Alexander von Schlippenbach
Von Julia Neupert
Er gehört inzwischen zu den Legenden des europäischen Free Jazz, als einer der ersten, die sich konsequent dem freien Spiel widmeten – und einer der wenigen, die dies konsequent bis heute tun. Geboren am 7. April 1938 in Berlin, fand der Pianist schon früh eine eigene musikalische Stimme – auch in Auseinandersetzung mit den Formen, Strukturen und Klängen zeitgenössisch komponierter Musik. Wichtige Wegmarken seiner jahrzehntelangen Karriere waren unter anderem die Gründung des Globe Unity Orchesters, die Winterreisen seines Trios mit Evan Parker und Paul Lovens oder die Einspielung des Gesamtwerkes von Thelonious Monk mit der Berliner Band „Die Enttäuschung“. Nostalgische Rückschauen aber hat er immer anderen überlassen. Deshalb spricht der Musiker in seiner Jubiläumssendung auch über Gegenwart und Zukunftspläne. Herzlichen Glückwunsch, Alexander von Schlippenbach!
Samstag, 7. April, 9.05 – 10.00 Uhr
Musikstunde: Jazz Across The Border
Von Günther Huesmann
Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin: Wie verändern Musikerinnen und Musiker aus Südamerika, Afrika und Asien die improvisierte Musik von heute? Welche Antworten geben sie auf die Frage nach einer Musik, in der jeder improvisierende Spieler eingeladen ist, seinen eigenen Sound zu entwickeln, mit seinen ganz eigenen musikalischen Sichtweisen, Statements und kulturellen Färbungen?
Samstag, 7. April, 22.03 – 23.00 Uhr
Jazztime: Jazzin’ The Black Forrest
Vor 50 Jahren wurde das Label MPS gegründet
Von Odilo Clausnitzer
1968 schlug im kleinen Schwarzwaldort Villingen eine historische Stunde des deutschen Jazz: Der Tonmeister und SABA-Erbe Hans-Georg Brunner-Schwer gründete das Plattenlabel MPS Records. Es sollte ausschließlich seiner bevorzugten Musik, dem Jazz vorbehalten sein. Die Abkürzung MPS stand für „Musikproduktion Schwarzwald“. HiFi-Liebhaber aber machten daraus schnell „Most Perfect Sound“, denn die Klangqualität der Platten genügte höchsten Ansprüchen. Wichtiger Grundstock des Labelkataloges wurden Aufnahmen, die Brunner-Schwer mit dem Starpianisten Oscar Peterson bei Hauskonzerten in seinem eigenen Wohnzimmer gemacht hatte. Andere international namhafte MPS-Künstler wurden die Singers Unlimited, Monty Alexander, die Kenny Clarke-Francy Boland Big Band oder George Duke. Aber auch deutsche Musiker wie Albert Mangelsdorff, Volker Kriegel und Joachim Kühn veröffentlichten hier. 1983 verkaufte Brunner-Schwer das Label; bis dahin waren gut 500 Produktionen erschienen. Die Sendung unternimmt einen Streifzug durch den historischen Labelkatalog.
Sonntag, 8. April, 19.31 -20.00 Uhr (nach dem Hörspiel)
Here Comes The Sun
Frühe Aufnahmen des Pianisten Monty Alexander
Von Gerd Filtgen
Wenn es darum geht, mit swingenden Melodien gute Stimmung zu verbreiten, zählt Monty Alexander zu den verlässlichen Protagonisten. Der aus Jamaika stammende Pianist sorgt seit mehr als einem halben Jahrhundert mit sonnigem Mainstream Jazz für illustre Unterhaltung. Für das Kultlabel MPS spielte er von 1971 – 1976 Platten in diversen Combo-Besetzungen ein – unter anderem mit den Bassisten Eugene Wright und John Clayton und den Schlagzeugern Bob Durham und Jeff Hamilton – die mit zu seinen besten Aufnahmen zählen. Bei der in Villingen im Schwarzwald ansässigen Firma konnte er sein Faible für Evergreens aus dem Great American Songbook, Pop-Songs und Originals voll ausleben, aber auch mit Stücken wie „Carnival In Jamaica“ an die musikalischen Quellen seiner Heimat erinnern.
Dienstag, 10. April, 21.03 – 22.00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Homezone
Jazz aus Südwest
Lahr – Köln – Brooklyn. Der Schlagzeuger Joe Hertenstein
Von Julia Neupert
Die monatliche Sendereihe „Homezone“ führt regelmäßig an die vielen verschiedenen Orte, an denen der Jazz im Südwesten zu Hause ist. Oder – wie im Fall von Joe Hertenstein – wo er zu Hause war. Denn der im Baden-Württembergischen Lahr aufgewachsene Schlagzeuger lebt und arbeitet nach mehreren Zwischenstationen mittlerweile in New York. In „Homezone“ heute ein Porträt dieses bemerkenswerten Musikers.
Donnerstag, 12. April, 23.03 – 24.00 Uhr
NOWJazz: Magazin
Von Odilo Clausnitzer
Neues aus der Welt des Jazz wird im NOWJazz Magazin von SWR2 regelmäßig präsentiert. Wie immer erwarten Sie in dieser Sendung Informationen über bevorstehende Events, Rezensionen über Festivals, Buchbesprechungen und jede Menge brandneuer Alben.
Freitag, 13. April, 23.30 – 24.00 Uhr
NOWJazz Update
Sonic Wilderness: On Screen (1)
Von Ulrich Kriest
Louis Malle und Miles Davis („Fahrstuhl zum Schafott“), Roger Vadim und Thelonious Monk („Gefährliche Liebschaften“), David Cronenberg und Ornette Coleman („The Naked Lunch“) – klassische Paarbildungen der etwas anderen Filmmusik, allerdings mittlerweile schon etwas, ähem, dated. In jüngster Zeit ist der Trend zu beobachten, dass Filmproduktionen die Besorgung einer individuellen Filmmusik gerne in die Hände kreativer Grenzgänger aus der Popmusik, der elektronischen und/oder improvisierten Musik oder auch der sogenannten Neo-Klassik geben. Dies gilt nicht mehr nur für die allzeit beliebten Neuvertonungen klassischer Stummfilme, sondern auch für experimentelles und Arthouse-Kino, für Animationen, Dokumentarfilme und durchaus auch für Blockbuster. Zu reden wäre hier unter anderen von Cliff Martinez, Johnny Greenwood, Jóhann Jóhannsson, Max Richter, Nicholas Britell, Ryuichi Sakamoto & alva noto, Ulrike Haage, Nils Frahm, Peter Scherer oder auch The Notwist. Für die Musiker ist die Arbeit einerseits ein gut budgetiertes und herausforderndes Experimentierfeld, um in einem professionellen Umfeld zu arbeiten und vielleicht auch einmal ein größeres Publikum zu erreichen. Andererseits behaupten Filmmusiken in zunehmendem Maße auch eine Autonomie gegenüber den Bilderwelten, für die sie produziert wurden. Wie bei den oben angeführten Klassikern handelt es sich um ambitionierte, konzeptionelle, dramaturgisch überzeugende Arbeiten, die eigenständig innerhalb einer Diskografie bestehen können.
Samstag, 14. April, 22.03 – 23.00 Uhr
Jazztime: Meeting Of The Spirits
John McLaughlin und das erste Mahavishnu Orchestra (1971-73)
Von Hans-Jürgen Schal
Von 1969 bis 1972 gehörte John McLaughlin zum Musikerkreis von Miles Davis: „Keiner spielt so gut wie er“, sagte Miles über den englischen Gitarristen. Für McLaughlin wurde diese Zeit zum Sprungbrett: Im Sommer 1971 gründete er seine erste eigene Band in den USA. Sein Mahavishnu Orchestra war ein elektrisches Fusion-Jazz-Quintett, das höchst virtuos mit modaler Tonalität und komplizierter Metrik hantierte – die Inspiration dazu lieferte die indische Musik. Es war eine kleine Revolution im Jazz – der Keyboarder Jan Hammer verglich die Musik im Rückblick mit „Speed Metal“. Manches Jazzradio in den USA boykottierte die ungewöhnlich laute und rockige Band. Doch beim jugendlichen Publikum hatte das Mahavishnu Orchestra großen Erfolg. Ihre ersten beiden Alben kletterten in die Pop-Charts, die Band prägte die Jazzrock-Szene, einige ihrer Stücke wurden zur Legende. Nach gescheiterten Aufnahmen zum dritten Studioalbum trennte sich das Quintett Ende 1973.
Dienstag, 17. April, 21.03 – 22.00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Play It Back
Das Dr. Lonnie Smith Trio beim Jazzfest Berlin 2017
Am Mikrofon: Thomas Loewner
Wer Dr. Lonnie Smith zum ersten Mal sieht, könnte meinen, er sein ein Meister klassischer indischer Musik: Seit vielen Jahren gehören Turban und ein weißer Rauschebart zu den Markenzeichen des inzwischen 75-jährigen Musikers aus New York. Doch statt Ragas auf Sitar oder Tabla zu spielen, zelebriert Smith seit mittlerweile rund fünf Jahrzehnten Jazz, Soul und Blues auf einer Hammond B3-Orgel. Seit seinen Anfängen im George Benson Quartet ab 1966 hat sich Dr. Lonnie Smith einen festen Platz in der Jazz-Community erspielt und mit dem Label Blue Note schon früh die passende Heimat gefunden. Seinem musikalischen Credo ist er bis zu letzt treu geblieben: „Für mich ist der Groove Teil meines Lebens. Über den Groove möchte ich kommunizieren und damit die Leute mit auf eine Reise nehmen.“
Donnerstag, 19. April, 23.03 – 24.00 Uhr
NOWJazz: Das kleine Format
Ein Portrait des Saxofonisten Colin Stetson
Von Harry Lachner
Man kennt die technischen Hilfsmittel, die nicht nur jedes Studio zur Verfügung hat, sondern mittlerweile auch als Effektgeräte in handlich-wohlfeiler Form den Technikpark zahlloser Musiker zieren: Looper, Hallgeräte usw. Es ist verblüffend, wie all die Überlagerungen und Wiederholungen in der Musik des Saxofonisten Colin Stetson präsent sind und er doch gerade auf genau diese technischen Effekte verzichtet. Stetson gestaltet Klangräume allein durch seine brillante Spieltechnik, die Zirkularatmung sowie eine ausgeklügelte Mikrofonierung. Nur selten arbeitet er mit anderen Musikern aus der Improvisationsszene zusammen: Stetson bevorzugt das kleine Format – solistisch oder im Duo; etwa mit dem Saxofonisten Mats Gustafsson oder der Geigerin Sarah Neufeld. Oder er lädt für ausgewählte Stücke Gastmusiker ein wie die Performance-Künstlerin Laurie Anderson oder den Pop-Musiker Bon Iver. So grenzenlos Stetsons Technik ist, so spielerisch setzt er sich über alle Genres hinweg.
Freitag, 20. April, 23.30 – 24.00 Uhr
NOWJazz Update
Sonic Wilderness: On Screen (2)
Von Ulrich Kriest
Vgl. 13. April
Samstag, 21. April, 22.03 – 23.00 Uhr
Jazztime: Jump For Joy
Erinnerungen an den Sänger Joe Williams
Von Bert Noglik
Sein Gesang war souverän und mitreißend, von einnehmender Direktheit und zugleich elegant. Er galt als Showman ersten Ranges und faszinierte als Jazzsänger mit einer ausgeprägten Neigung zum Blues. Joe Williams, geboren 1918 in einem kleinen Ort in Georgia, aufgewachsen in Chicago, entdeckte seine vokale Expressivität als Teenager in einem Gospelchor. Er tingelte mit Rhythm-and-Blues-Bands, wurde 1943 von Lionel Hampton engagiert und schaffte den Durchbruch als Sänger des Orchesters von Count Basie, dem er von 1954 bis 1961 angehörte, mit der er aber auch in späteren Jahren noch zusammenarbeitete. Als ein kongeniales Gespann waren die beiden genau das, was der Titel einer Platte von 1956 versprach: „Count Basie Swings & Joe Williams Sings“. Kein Geringerer als Duke Ellington befand über den Ausnahme-Vokalisten: „Er imitierte nicht etwa andere Sänger, sondern gab dem Blues durch sein wundervolles Textverständnis und seinen intelligenten Vortrag eine neue Dimension.“
Dienstag, 24. April, 21.03 – 22.00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Punkt.Vrt. Plastik
Petter Eldh, Kaja Draksler und Christian Lillinger beim Jazzfest Berlin 2017
Am Mikrofon: Nina Polaschegg
Kaja Draksler ist mit gerade einmal 30 Jahren längst ein bekannter Name in Jazzkreisen. Die slowenische Pianistin, die einst zum Studium in die Niederlande gegangen ist, trat beim Jazzfest Berlin mit zwei Berliner Kollegen auf: dem aus Schweden stammenden Bassisten Petter Eldh und dem Schlagzeuger Christian Lillinger. Drei umtriebige MusikerInnen der jungen Generation mit eigenwilligen Melodieketten, rhythmischen Verschiebungen und quirligen Schlagzeugzutaten.
Donnerstag, 26. April, 23.03 – 24.00 Uhr
NOWJazz: Das Dritte Ohr
Neue Piano-Trio-Sounds von Django Bates, Sylvie Courvoisier, Pericopes+1 u.a.
Von Günther Huesmann
Die Flut neuer Piano-Trio-Aufnahmen bringt viel Nebensächliches hervor, da schwimmt viel musikalisches Treibgut mit. Aber immer wieder gelingt es Jazzmusikerinnen und -musikern, in diesem Format kreative Glanzlichter zu setzen. Hört man sich aktuelle Produktionen an, so gewinnt man den Eindruck: Der vor einem Jahrzehnt begonnene Boom der Piano-Trios scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, in künstlerischer Hinsicht herrschen hier fast paradiesische Zustände. Wie kommt es dazu? Und was zeichnet die neuen Piano-Trio-Konzeptionen aus?
Freitag, 27. April, 23.30 – 24.00 Uhr
NOWJazz Update
Sonic Wilderness: On Screen (3)
Von Ulrich Kriest
Vgl. 13. April
Samstag, 28. April, 22.30 – 23.00 Uhr
Jazztime: That’s A Plenty
Der Trompeter Muggsy Spanier
Von Gerd Filtgen
Für den jungen Kornettisten und Trompeter Muggsy Spanier (1901-1967) bot Chicago in den wilden Zwanziger Jahren das richtige Umfeld für seine Jazz-Leidenschaft. Die Inspirationen verdankte er legendären Musikern aus New Orleans, die wie King Oliver und Louis Armstrong in seiner Heimatstadt eine neue Wirkungsstätte gefunden hatten. Schon bald brillierte Spanier mit seiner Konzeption in lokalen Gruppen und erregte damit die Aufmerksamkeit des Bandleaders Ted Lewis. Für mehrere Jahre verliehen seine ideenreichen Soli dessen eher auf Show ausgerichteten Orchestern Glanz. Ab dem Jahr 1938 trat Muggsy Spanier als Leader eigener Formationen auf, wirkte aber auch als Sideman in den Gruppen des Pianisten Earl Hines und des Sopransaxofonisten Sidney Bechet sowie anderer prominenter Jazz-Musiker mit.
| Mehr Infos im Netz unter www.swr2.de/jazz
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